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Samstag, 17.03.2018

23:05 bis 00:00 Uhr

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Israel - Hava Nagila | Bildquelle: © DA Records

Bildquelle: © DA Records

Israel - Teil 1 Musik der Welt

Baustelle Israel - Musikalischer Meeting point oder Melting pot?

Fremde Länder, fremde Klänge in Features, Reportagen und Interviews. Ein internationales Autoren-Team präsentiert Musik rund um den Globus, vom Porträt bis zum Konzertmitschnitt.

Aus vielen Teilen der Welt wanderten seit siebzig Jahren jüdische Bürger in das Land ein, sie alle brachten ihre Musik und Sprachen mit, und die klingen ganz verschieden: Ob aus dem chassidisch-aschkenasischen Osteuropa, ob aus Lemberg oder Berlin, aus Bagdad oder aus dem Jemen, vom jiddischen Lied bis zum jemenitischen Klagegesang, vom romantischen Chorsatz bis zum arabisch geprägten Oud-Solo ... Wie sollte bei all diesen Unterschieden eine einheitliche israelische Identität entstehen?
Professor Yuval Shaked von der Universität Haifa erzählt im Interview über Migration von Melodien, das Zusammenspiel von jüdischen und arabischen Israelis und seine eigene musikalische Herkunft im Kibbuz. Sabras, Wüstenblumen, werden die Israelis genannt, die im Land geboren wurden. Was brachten ihre Eltern für Musik mit? Das kann man zum Beispiel im Musrara Center for Eastern Music in Jerusalem erfahren. Soundscapes of Jerusalem zeigen die Vielfältigkeit der Stadt, die akustisch ihre eigenen kleinen Identitätsräume bildet. Musikologen zeigen die Geschichte und angesagte Musiker, wie der Trompeter Adir Cochavi, die Gegenwart in Israel. Wer die Realität des Landes sucht, findet sie in ihren Klangräumen. Das Melos der Synagoge ihrer Eltern in Teheran hat eine junge Künstlerin mitverarbeitet, die wundersamen Melodien und Verzierungen des Bagdadi-Stils werden heute in Israel wieder gespielt und anerkannt, Klezmer hat Konjunktur und das osteuropäische Yiddish lernt und liest man wieder, wenn man es nicht sowieso schon kann.
Wie formulierten sich mit Musik die Identitäten im Staat Israel? Schmolzen sie zusammen oder bewahrten sie ihren eigenen Klang? Hebräisch ist die Sprache der israelischen Musik, der Tänze und Lieder, die in Kibbuzim die Identität der jungen Israelis formte. Ein Lebensalter brauchte es, um diese Identität zu sichern, jetzt kann man Herkunftsstilen wieder mehr Interesse einräumen, ob auf Festivals mit orientalisch-jüdischer Musik, ob mit Klezmer oder jiddischen Liedern. Die Unterschiedlichkeit der Herkunft israelischer Einwanderer wird jetzt, da die israelische Identität in siebzig Jahren kulturell gefestigt ist, zur musikalischen Ressource: Happy Birthday!

Zum 70. Geburtstag - Versuch einer Innenschau (I)
Von Friederike Haupt

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